Das umgebaute und erweiterte Musée Gustave Courbet in Ornans zwischen Besançon und Pontarlier im französischen Jura ist seit dem Sommer 2011 offen. Es liegt direkt am Flüsschen Loue, das durch den Ort fliesst. Das alte Museum hatte in einem geradezu provinziellen Zustand lange still vor sich hingeträumt – und doch etliche Originale von Courbet von höchstem Wert aufbewahrt. Jetzt ist alles anders.

Der bedeutende, ebenso vehemente wie sensible, äusserst widersprüchliche Vertreter der sozial orientierten beziehungsweise realistischen Malerei, die er programmatisch verkündet hatte, wurde 1819 in Ornans geboren.

Courbet

"Puits-Noir": Der Ort, an dem Courbet oft gemalt hat

Zu Lebzeiten schockierte er die Öffentlichkeit immer wieder mit seiner Malerei zwischen üppigen, aber wenig ästhetischen Frauengestalten auf der einen und hinreissenden sinnlichen weiblichen Akten auf der anderen Seite. Er malte aber auch Jagdszenen, die gut verkäuflich gewesen zu sein scheinen, eindrückliche Portraits sowie immer wieder seine geliebte Juralandschaft, zu der er, nachdem er sich in Paris niedergelassen hatte, im Lauf seines Lebens immer wieder zurückkehrte.

Courbet war 1871 aktiv an der Pariser Commune beteiligt. Er starb 1877 in La Tour-de-Peilz im Schweizer Exil. Eine von ihm ausgeführte Büste der Helvetia ist in Martigny aufgestellt.

Das neue Courbet-Museum ist durch Angliederung von zwei an das alte Haus anstossenden Gebäuden beträchtlich erweitert worden und jetzt so geräumig, dass es seine erweiterte Sammlung angemessen grosszügig präsentieren kann. Courbet steht im Mittelpunkt, aber eine Reihe zeitgenössischer, weniger bekannter Maler, die in Beziehung zu Courbet standen, sind ebenfalls vertreten. Jeden Sommer findet eine Sonderaustellung statt, für die jetzt ebenfalls genügend Platz zur Verfügung steht. 2011 wurde eine Gegenüberstellung von Werken Courbets und des Bildhauers Jean-Baptiste Clésinger gezeigt.

Wer in Ornans Station macht, ist gut aufgehoben. Im Zug der Erneuerung des Museums ist auch das Courbet-Land zum touristischen Anziehungspunkt aufgewertet worden (Ferme de Flagey, Quelle der Loue). Das alte Atelier, das Courbet benützt hat, wird restauriert (aber es kann noch eine Weile dauern, bis es soweit ist). In der Nähe von Ornans liegt der Saut de la Brême, den Courbet oft gemalt hat. Von höchstem Reiz ist der als „Salon du Peintre“ bekannte „Puits-Noir“, eine Stelle im engen, von der Vegetation zugewucherten Tal, durch das die Brême unterhalb des Wasserfalls fliesst, wo Courbet ebenfalls oft gemalt hat. 20 Minuten muss man sich durch das Dickicht schlagen, um dorthin zu gelangen.

Als Motiv sei die Stelle im Tal ein Un-Ort, hat man gesagt. Viel Natur in ihrer Natürlichkeit, nichts Auffälliges weit und breit. Möchte man meinen. Nichts ist falscher. Die wechselnden Farben, Licht und Schatten, die Bewegungen des Flusses, die Wasserspiegelungen ergeben ein düsteres, geheimnisvolles, "romantisches“ Ensemble, das von Courbet in einzigartiger Weise festgehalten worden ist. Ungefähr 50 Gemälde hat Courbet von diesem unberührten mystischen Ort, der doch nichts weniger als ein Weltort ist, hinterlassen. Da muss etwas dran sein.

www.musee-courbet.fr